Wo liegen die Gefahren von Videokonferenzen

Die Chancen einer strategischen Führungkräfteentwicklung
18. Mai 2022

Videokonferenzen sind ein gängiges Kommunikationsmittel geworden. Sind Sie sich der Risiken bewusst, die mit der Nutzung dieser Methode verbunden sind? Videokonferenzen können krank machen.

Das Aufkommen von Videokonferenzen hat zu einer neuen Welle virtueller Sitzungen geführt. Diese Konferenzen werden über Plattformen wie Zoom, Teams oder Skype abgehalten, wo sich die Teilnehmer virtuell von zu Hause oder vom Büro aus treffen.

Videokonferenzen werden zu einem sehr wichtigen Instrument in unserem täglichen Leben. Sie sind jedoch auch mit gewissen Risiken verbunden. Dieser Artikel geht auf einige dieser Risiken ein und zeigt Möglichkeiten auf, sie zu mindern.

Wie war das eigentlich vor Corona?

Vor Corona haben wir auch viele Konferenzen gehabt, aber wenn Sie von einer Sitzung zur nächsten laufen, haben Sie dazwischen normalerweise eine Pause oder auch einen Ortswechsel. Sie haben ein bisschen Zeit, in der Sie sich mental von der einen Sitzung verabschieden und sich auf die neue vorbereiten.

Man geht vielleicht noch mal zur Toilette oder holt sich einen Kaffee und hält ein Schwätzchen mit dem Kollegen auf dem Flur. Dann springen wir in das nächste Meeting. Bei einer herkömmlichen Konferenz sind die Teilnehmer mit allen Sinnen dabei, mit den Augen, den Ohren und auch mit dem Tastsinn, wenn sie sich etwa die Hand geben. Es gibt Raum für private Nebengespräche.

Wie hat es sich in den letzten Jahren entwickelt?

Dass die Corona-Pandemie den Alltag stark verändert hat, ist eine Binse. Wir alle haben miterlebt, wie die Schulen schlossen, die Geschäfte, die Büros. Es wurde viel darüber gesprochen, was das mit der Wirtschaft macht, mit den Unternehmen und Arbeitnehmern. Wir diskutieren zu Recht viel darüber, was die Krise mit Teilen der Gesellschaft macht: mit Risikogruppen, mit Müttern, mit denen, die ihren Arbeitsplatz oder ihr Einkommen verloren haben. Worüber wir aber häufig nur am Rande sprechen, ist, dass der neue, digitale Alltag auch etwas mit uns, mit unseren Köpfen macht.

Seit März 2020 hat sich der Arbeitsalltag bei vielen Menschen stark verändert. Sie sitzen oft stundenlang vor ihrem Computer, ein Videocall jagt den anderen. Während man früher meist aus Distanzgründen auf Videokonferenzen ausgewichen ist, ist man in Zeiten von Corona auf die Nutzung dieser virtuellen Möglichkeit angewiesen. Dies hat sicherlich viele Vorteile, aber auch gravierende Nachteile, die vor allem unserer Gesundheit schaden.

Zoom-Fatigue, ein neues Phänomen!

Vielleicht geht es auch Ihnen so, dass Sie sich abends – nach vielen Videokonferenzen oder einer Onlineschulung sehr erschöpft und müde fühlen. Oder das Sie schon während der Videokonferenz den Gesprächen nicht mehr folgen können, Sie sich ausgelaugt und gestresst fühlen oder gar unter heftigen Kopfschmerzen leiden? Im Netz findet man bereits verschiedenste Namen für dieses Phänomen – wie z. B. Videokonferenzerschöpfung, Videokonferenzmüdigkeit, Zoom-Koller, Corona-Online-Müdigkeit oder auch Zoom-Fatigue.

Zoom-Fatigue. Benannt nach dem bekannten Anbieter für Videokonferenzen, ist das Syndrom nicht auf das Angebot des US-Unternehmens beschränkt, sondern tritt auch bei den meisten anderen Formen des virtuell-visuellen Austauschs auf.

Im Kern geht es darum, dass Videokonferenzen uns müde machen. Nicht, weil es in Corona-Zeiten um schwierige Herausforderungen geht, nicht, weil der Kollege wieder 15 Minuten exakt am Thema des Meetings vorbeiredet. Sondern, weil wir Menschen mit der Situation an sich Schwierigkeiten haben.

Wie viel Videokonferenz ist gut? 

Videokonferenzen haben viele positive Seiten. Besonders in Zeiten harter Lockdowns waren sie für viele die einzige Möglichkeit, einen halbwegs persönlichen Kontakt zu pflegen. Psychologen vermuten sogar, dass es eventuellen Depressionen vorbeugen kann, weil der Sichtkontakt das Gefühl der Vereinsamung reduzieren kann. Gleichzeitig schonen sie die Umwelt, sind familienfreundlicher und in den meisten Fällen deutlich zeiteffizienter als physische Meetings im Büro.

Eine Videokonferenz ist gesund, wenn alle Beteiligten genau wissen, was sie erreichen wollen. Wenn Sie eine Sitzung mit 10 Personen abhalten, müssen Sie in der Lage sein, effektiv zu kommunizieren. Das erfordert eine Menge Vorbereitung. Wenn man sich nicht gut vorbereitet, kann es passieren, dass man viel Zeit benötigt, sich gegenseitig zu verstehen.

Manager, die nun die meisten Prozesse digital durchführen wollen, weil es effizienter sei, weniger Infrastruktur vor Ort benötige und damit Kosten spare, werden sehr schnell eines Besseren belehrt. Die Mitarbeiter könnten schnell Ermüdungserscheinungen zeigen, aus dem Gleichgewicht kommen, zu wenige Pausen einplanen. Das kann psychosomatische Krankheiten auslösen, die dann auch physisch werden können.

Die Anstrengung und Müdigkeit spüren viele. Aber oft wissen die Teilnehmer der Videokonferenz nicht so richtig, woran es liegt. Sie können es auch noch nicht benennen. Es nennt sich Zoom-Fatigue.

Stundenlange Zoom-Videokonferenzen, wie sie uns heute im Arbeitsalltag, aber auch zwecks Austausch mit Familie und Freunden begleiten, machen nicht nur müde, sie können sogar gravierende psychische Schäden verursachen.

Die Ursachen der Ermüdung sind unterschiedlicher Natur, so gibt es etwa interaktionale, organisatorische und technische Belastungstreiber – zu letzteren sei allerdings gesagt, dass sie derzeit den geringsten Effekt auf die Entstehung der Zoom Fatigue haben.

Was sollte man zukünftig beachten?

Das Einfachste vor weg: Mitmachen hält immer wach! Als Veranstalter müssen Möglichkeiten geplant werden, die Teilnehmer aktiv einzubinden.

Sinnvoll ist es auch, das Thema Zoom-Fatigue grundsätzlich im Unternehmen anzusprechen. Beschäftigte sollten mit den Kollegen darüber nachdenken, was dieses Phänomen für die Struktur des Tages bedeutet und konstruktive Vorschläge erarbeiten. Am Ende sollte eine Art Leitfaden für das ganze Unternehmen entstehen, wonach etwa Meetings generell zur vollen Stunde anfangen und 15 Minuten vor der vollen Stunden aufhören.

Außerdem sollten Sie bedenken, dass Sie während der Videokonferenz zwar nicht einschlafen, sich aber dennoch schläfrig fühlen können. Das liegt daran, dass der Körper Energie benötigt, um die Informationen der Augen zu verarbeiten. Wenn Sie nicht genug Energie haben, könnten Sie schläfrig werden.

Die ideale Dauer einer Videokonferenz hängt von der Anzahl der Teilnehmer, dem Zweck der Besprechung und der verfügbaren Zeit jedes Teilnehmers ab. Wenn Sie die Effizienz maximieren wollen, sollten Sie eine kurze Videokonferenz abhalten. Bei einem typischen 30-minütigen Anruf können bis zu 8 Personen teilnehmen. Wenn Sie jedoch komplexe Themen besprechen müssen, sollten Sie längere Sitzungen in Betracht ziehen. Aber überschreiten Sie nie die Grenze von 90 Minuten. Nach 90 Minuten nimmt die Konzentrationsfähigkeit deutlich ab. Auch Pausen helfen da oft wenig. Untersuchungen zeigen, dass Pausen bei Videokonferenzen von den Teilnehmern oft dazu genutzt werden, Mails zu Checken oder andere Arbeiten zu erledigen. Als Grund wird oft angegeben, dass man sowieso schon am Computer sitzt. Deshalb das effizientere Hilfsmittel: Setzen Sie lieber einen neuen Termin an.